Franz Sebek
Hilfsarbeiter. Widerstandskämpfer gegen das NS-Regime. Hingerichtet.
Lebenslauf
Franz Sebek wurde an 30. Jänner 1901 in Schlüsselburg bei Blatna (Lnáře, Tschechien) geboren. Er war Bauarbeiter und Kranführer in einer Fabrik der Firma Siemens-Schuckert. Franz Sebek wuchs in Favoriten, in der Nähe der "Wienerberger Ziegelwerke", auf. Schon im Alter von 14 Jahren schloss er sich der Bauarbeitergewerkschaft und der Sozialdemokratie an. Er wechselte 1920 von der SDAPÖ zur KPÖ, für die er 1930 bei den Nationalratswahlen kandidierte. Zur Zeit des Austrofaschismus engagierte sich Sebek bei der illegalen Freien Bauarbeitergewerkschaft und wurde gewähltes Mitglied des Zentralkomitees der KPÖ.
Widerstand, Verhaftung, Todesurteil
Als Mitglied des Zentralkomitees der (verbotenen) KPÖ leistete er Widerstand gegen den Nationalsozialismus. Franz Sebek organisierte bei der Firma Siemens-Schuckert eine Widerstandsgruppe, die Lohnkämpfe führte und illegale Materialien verteilte. Außerdem wurde für die seit 1933 verbotene "Rote Hilfe" gesammelt, eine kommunistische Solidaritätsorganisation, die sich für von Repression bedrohte KommunistInnen bzw. SozialistInnen und für politische Gefangene im Ausland einsetzte. Sebek wurde im Jänner 1941 verhaftet. Gemeinsam mit Erwin Puschmann, Karl Lisetz, Margarete Schütte-Lihotzky und anderen wurde ihm der Prozess gemacht. Die Verurteilung zum Tode erfolgte am 22. September 1942, am 7. Jänner 1943 wurde er im Landesgericht I in Wien hingerichtet.
Aus dem Urteil
“Auch Sebek hatte sich an den Bemühungen, die Kommunisten in Wien zu einigen, beteiligt und an mehreren Besprechungen, die Puschmann hierzu abhielt, insbesondere auch an einer Unterredung zwischen diesem, den Eheleuten Fischer und Fritzsche, der der Leitung der KPÖ angehörte, teilgenommen. Er hielt mit den Eheleuten Fischer, insbesondere aber mit Fritzsche die Verbindung aufrecht, traf sich mit diesem wiederholt und ersuchte ihn um weitere Verbindungen zur Bereinigung des Zwiespalts. Er hatte auch drei Zusammenkünfte mit den ihm bis dahin unbekannten “Ossi” und erfuhr von ihm, dass Anna Haider Wien verlassen habe. Dabei ersuchte ihn “Ossi”, ihre Aufgabe, die Einigung der einzelnen kommunistischen Gruppen herbeizuführen, zu übernehmen.”
Straßenbenennung
Am 1. Dezember 2009 wurde im Rahmen des Gemeinderatsausschusses für Kultur und Wissenschaft die Franz-Sebek-Straße nach dem Widerstandskämpfer Franz Sebek benannt.
Gedenktafel für die Widerstandskämpfer Ferdinand Platzer, Franz Sebek und Leopoldine Padaurek
Am 6. März 2013 wurde im Robert Uhlir Hof eine Gedenktafel enthüllt, genau dort, wo sich in der Nazizeit die Siemens-Schuckert-Werke befanden. Dort arbeiteten die FreiheitskämpferInnen Leopoldine Padaurek, Franz Sebek und Ferdinand Platzer.
Siemens-Lehrlinge hatten ein Antifaschismus-Projekt durchgeführt. Am Festakt beteiligten sich Wohnbaustadtrat Michael Ludwig, Bezirksvorsteher Gerhard Kubik, Hannes Schwantner, Wiener Landesvorsitzender der Sozialdemokratischen FreiheitskämpferInnen, und Lehrlingsvertreter Sascha Ernzt. Gemeinsam enthüllten sie die Gedenktafel.
Die drei durch die Gedenktafel Geehrten wurden als Widerstandskämpfer im Landesgericht I hingerichtet. Auf dem Fabriksgelände der Siemens-Schuckert-Werke wurde am 10. Februar 1950 ein von Leopold Metzenbauer gestaltetes Mahnmal für Platzer, Sebek und Padaurek errichtet. Beim Abbruch der Fabrikshallen wurde allerdings auch das Mahnmal zerstört. Nunmehr ist durch die Gedenktafel wieder die Erinnerung an die drei WiderstandskämpferInnen lebendig.
Die an der Enthüllung Beteiligten äußerten sich folgendermaßen:
Sascha Ernzt: „In Zeiten, in denen die rechtsextremen Lager in und um Europa leider wieder größer werden, ist es wichtig, dass junge Leute sich an Zeiten erinnern, die nie wieder passieren dürfen! Es ist schön, in einem Land zu leben, in dem man Kritik öffentlich äußern kann, ohne Angst haben zu müssen.“
Michael Ludwig: „Ihren mutigen Kampf für Freiheit und Demokratie mussten Leopoldine Padaurek, Ferdinand Platzer und Franz Sebek mit dem Leben bezahlen. Ihr Schicksal steht für Millionen von Menschen, die während der Gewaltherrschaft des Nationalsozialismus verfolgt und ermordet wurden. Wir dürfen niemals vergessen und müssen die Erinnerung an Menschen, die sich mutig gegen dieses totalitäre Regime gestellt haben, wach halten."
Gerhard Kubik: „Unser Bezirk war stark vom Terror des NS-Regimes betroffen. Viele jüdische Bewohner, aber auch politisch anders Denkende wurden hier vertrieben oder grausam ermordet.“
Hannes Schwantner: „Dieses Projekt zeigt deutlich, dass sich die Jugend diesem dunklen Kapitel unserer Geschichte nicht verschließt."
Gedenkort - Landesgericht für Strafsachen Wien
Im ehemaligen Hinrichtungsraum des Landesgericht für Strafsachen Wien findet sich sein Name auf einer der Gedenktafeln.
Gedenkort - Gruppe 40, Zentralfriedhof
In der Gruppe 40 wurden die im Wiener Landesgericht Hingerichteten beerdigt. 2013 wurde die Gruppe 40 zur Nationalen Gedenkstätte erklärt.
Quellen und Bildnachweise
- Wikipedia: Franz Sebek
- Wien Geschichte Wiki: Franz Sebek
- Wien Geschichte Wiki: Franz-Sebek-Straße
- wien.at: Ludwig: Gedenken an drei WiderstandskämpferInnen im Robert-Uhlir-Hof
- Willi Weinert, "Mich könnt ihr löschen, aber nicht das Feuer". 4. Auflage Wiener Stern Verlag, 2017
- Porträtbild: Willi Weinert oder Wiener Stern Verlag
- Bild Fallbeil/Guillotine: Leihgeber Kurt Brazda
- Andere Bildrechte: Angabe bei Anklicken des Bildes (Bildinformation)
- Andere Bilder: Privatbesitz oder Verein Zur Erinnerung
Hauptwerke zur Gruppe 40
- Willi Weinert, „Mich könnt ihr löschen, aber nicht das Feuer“. Biografien der im Wiener Landesgericht hingerichteten WiderstandskämpferInnen gegen das NS-Regime. Ein Führer durch die Gruppe 40 am Wiener Zentralfriedhof. 4. Auflage Wiener Stern Verlag 2017
- Lisl Rizy, Willi Weinert, „Mein Kopf wird euch auch nicht retten“. Korrespondenzen österreichischer WiderstandskämpferInnen aus der Haft. 4 Bände. Wiener Stern Verlag 2016
Weiterführende Informationen
- DÖW Katalog zur permanenten Ausstellung. Hg. v. Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands, Wien 2006
- Wolfgang Neugebauer, Der österreichische Widerstand 1938-1945, Wien 2008
- Die Geschichte des Grauen Hauses und die österreichische Gerichtsbarkeit, Wien 2012
- DÖW (Hg.) Widerstand und Verfolgungen in den österreichischen Bundesländern (Wien, Burgenland, Oberösterreich, Tirol, Niederösterreich, Salzburg), Wien 1975-1991
- Heinz Arnberger, Claudia Kuretsidis-Haider (Hg.) Gedenken und Mahnen in Niederösterreich. Erinnerungszeichen zu Widerstand und Verfolgung, Exil, Befreiung, Wien 2011
- Brigitte Bailer, Wolfgang Maderthaner, Kurt Scholz (Hg.), „Die Vollstreckung verlief ohne Besonderheiten“, Wien
- Herbert Steiner, Gestorben für Österreich. Widerstand gegen Hitler. Eine Dokumentation, Wien 1995
- Herber Steiner, Zum Tode verurteilt: Österreicher gegen Hitler. Eine Dokumentation, Wien 1964
Web-Hinweise
- www.sternverlag.at - Wiener Stern Verlag
- www.doew.at - Dokumentationsarchiv des österr. Widerstands
- www.kz-verband.at - KZ-Verband/VdA
- www.freiheitskämpfer.at - Bund Sozialdemokratischer FreiheitskämpferInnen
- www.oevp-kameradschaft.at - ÖVP Kameradschaft der politisch Verfolgten
- www.nachkriegsjustiz.at - Zentrale österr. Forschungsstelle Nachkriegsjustiz
- www.archiv.wien.at - Wiener Stadt- und Landesarchiv
- www.friedhoefewien.at - Friedhöfe Wien